5 Kennzeichen einer toxischen Beziehung

 

Was bedeutet “toxische Beziehung”?

Eine toxische Beziehung ist eine Partnerschaft, die mehr Energie raubt als sie gibt und bei der einer der Partner seine Bedürfnisse immer und dauerhaft über die des anderen stellt. “Toxisch” bedeutet giftig. In einer toxischen Beziehung wirken sich negative Verhaltensweisen des einen Partners so aus, dass der andere Stück für Stück seelisch “vergiftet” wird. Sein Lebensglück, sein Selbstwertgefühl und seine Psyche nehmen Schaden. Gleichzeitig schafft er es aufgrund eines starken Abhängigkeitsgefühls nicht, sich aus dieser schädlichen Bindung zu lösen. Zentral dabei ist, dass der mächtigere Partner oder die mächtigere Partnerin¹ durch Kontrolle und Abwertung die Verletzung des anderen in Kauf nimmt oder sogar absichtlich herstellt, ja sogar braucht, um sich selbst sicher zu fühlen. Wer sich so fühlt und verhält, ist mit großer Wahrscheinlichkeit von einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung betroffen, die in vielen Fällen eine gesunde Beziehung unmöglich macht und ärztliche Behandlung erfordert.

Diese Form einer pathologischen Beziehung kommt nicht so häufig vor, wie die Präsenz des Begriffes in den Medien vielleicht suggeriert. Viele Beziehungen durchlaufen auch mal schlechtere Phasen und wenn Streit den Alltag dominiert, dann kommt vielleicht die Frage auf: Lebe ich in einer toxischen Beziehung? Aber nicht jede Beziehung ist gleich toxisch, nur weil man sich mal mehr streitet oder über einen längeren Zeitraum für ein bestimmtes Thema keine Lösung findet. 

Woran erkenne ich eine toxische Beziehung?

1. Anzeichen einer toxischen Beziehung: Ständiges Auf und Ab

Es gibt scheinbar nur noch Extreme in deiner Beziehung. Entweder habt ihr Diskussionen und streitet euch oder ihr seid total verliebt ineinander. Die Stimmung kann jederzeit in wenigen Sekunden kippen. Das führt zu einer ständigen Alarmbereitschaft. Diese Angst vor Streit führt dazu, dass Gefühle und Meinungen zurückgehalten werden. Es wird versucht dem dominanten Partner möglichst wenig Grund für Streit zu liefern, weshalb die eigenen Gefühle und Bedürfnisse oft versteckt werden. Und trotzdem kommt es aufgrund von Kleinigkeiten zu Streit, bei dem am Ende keiner mehr weiß, worüber man sich denn gerade eigentlich streitet.

2. Anzeichen einer toxischen Beziehung: Abhängigkeit  

In deiner Beziehung geht es weniger um die Bedürfnisse beider Partner*innen, es überwiegt die Befriedigung der Bedürfnisse des einen Partners. Es scheint, als ob einer der beiden gar keine eigenen Wünsche mehr hat und sich immer häufiger an der Meinung des dominanten Partners orientiert. Für den schwächeren Partner scheint es nicht mehr vorstellbar, ohne den anderen zu sein. Das kann so weit gehen, dass er glaubt, ALLES für den Partner tun zu müssen, um ihn nicht zu verlieren. Entscheidungen werden überwiegend vom dominanten Partner getroffen. Er greift kontrollierend in das Leben des anderen ein. In der Folge ziehen sich Menschen aus ihrem früheren Umfeld zurück, was das Gefühl der Abhängigkeit und Ohnmacht noch verstärkt.

Wenn du dir nicht sicher bist, ob deine Beziehung wirklich toxisch ist und du dir professionelle Begleitung dabei wünschst es herauszufinden, kannst du hier eine kostenlose Erstberatung mit einem unserer Coaches vereinbaren.

3. Anzeichen einer toxischen Beziehung: Verstecken von Gefühlen

Eine toxische Beziehung kann zu einer starken emotionalen Verunsicherung führen. Schuld- und Schamgefühle verstärken den Drang, die eigenen Gefühle zu verstecken und unausgesprochen zu lassen, um die Partnerin nicht zu verärgern. Meist fürchtet man sogar die Folgen, die eine Meinungsäußerung haben könnte. Das ständige Versteckspiel führt zu einem Aufstauen von Gefühlen, es wird krampfhaft versucht alles zurückzuhalten, was die Partnerin in irgendeiner Art verärgern könnte. Dass man bei solchen Erfahrungen den Kontakt zu sich verliert, ist nachvollziehbar und kaum vermeidbar.

4. Anzeichen einer toxischen Beziehung: Verlust von Lebensfreude 

Eine toxische Beziehung beginnt oft mit einem gigantischen Höhenrausch, einem sagenhaft schönen Honeymoon, Verliebtheit pur, alles ist perfekt. Doch schon bald beginnt ein Leben in Stress. Du bist nur noch damit beschäftigt, wie du es dem anderen recht machen kannst und wie du dem Ärger entgehst. Du hast selbst das Gefühl, dass du anders reagierst und dich anders verhältst seitdem deine Partnerschaft nicht mehr gut läuft. Eine toxische Beziehung führt häufig dazu, dass man sich aus seinem sozialen Leben stark zurückzieht. Alle Kapazitäten werden in die Beziehung gesteckt, es ist kaum Zeit und Energie übrig für das Pflegen anderer sozialer Kontakte. Erschöpfung ist die Folge und Isolation. Betroffene lachen weniger, freuen sich seltener als früher, haben wenig Motivation und stellen die eigenen Bedürfnisse immer hinten an.  

Folgende Fragen kannst du dir stellen, wenn du herausfinden möchtest, ob du dich aus deinem sozialen Leben zurückgezogen hast:  

  • Wann habe ich mich das letzte Mal mit Freund*innen getroffen?

  • Wie viel Zeit verbringe ich außerhalb meiner Beziehung?

  • Wie viel Zeit investiere ich in mich selbst und mein Wohlergehen?

  • Wann habe ich mich das letzten Mal entspannt und glücklich gefühlt?

  • Wie viel Zeit habe ich früher in soziale Kontakte und in mich selbst investiert?

5. Anzeichen einer toxischen Beziehung: Autonomieverlust

Abhängigkeit, Angst vor Konflikten und das Verstecken von Gefühlen kann zu einem Autonomieverlust führen. Alles wird dem dominierenden Partner untergeordnet. Die Launen des Partners bestimmen über das eigene Wohlempfinden. Es gibt nur noch ein Wir, keine zwei Individuen, die gemeinsam etwas erschaffen und die sich auch trennen könnten. Nein, eine toxische Beziehung ist kaum zu beenden, weil beide Beteiligten den anderen für die Stabilisierung ihrer Psyche brauchen.   

Ob eine toxische Beziehung zu retten ist, hängt von der Schwere der psychischen  Prädisposition sowie von den Ressourcen ab, die beide Partner*innen haben und dem Willen an der Beziehung und an sich selbst zu arbeiten. Da dies bei pathologischen Narzissten oder Borderliner*innen praktisch nicht gegeben ist, wird sich die Mühe kaum lohnen. Erfahrene Paartherapeut*innen werden kaum mit solchen Konstellationen arbeiten, weil sie wissen, dass sie hier auf Granit beißen und die betroffenen Menschen dringend einen Arzt oder Psychiater aufsuchen sollten. 

Aber das Thema ist trotzdem auch für die Allgemeinheit spannend. Denn auch ganz normale Beziehungen können toxische Elemente haben und hier lohnt es sich natürlich sehr, zu schauen, wie sich toxische Verhaltensweisen erkennen und abbauen lassen. 

Ein zentraler Punkt dabei ist die Persönlichkeitsentwicklung, und zwar zuallererst die eigene, ganz unabhängig von der Beziehung. Bin ich bereit, Zeit und Energie in meine persönliche Entwicklung zu investieren? Und ist mein Partner dazu bereit, Zeit und Energie in seine ganz persönliche Entwicklung zu investieren? Wie können wir damit beginnen über unsere Probleme zu sprechen?

Beide Partner*innen müssen gewillt sein, Zeit und Energie in die eigene Entwicklung und in die Beziehung zu investieren. Diese Kraft und dieser Wille dürfen nicht einseitig sein, beide müssen die Beziehung verbessern wollen. Sollte das nicht der Fall sein, dann ist eine Trennung vermutlich die gesündere Entscheidung.

Lesetipp: Beziehungen in der Krise: Ein Wegweiser

Eine Beziehung ist dann gut, wenn du prinzipiell öfter durch sie glücklich bist als unglücklich und wenn es dir durch deine Beziehung grundsätzlich möglich ist, deine Ziele im Leben anzusteuern und zu erreichen. Eine Beziehung ist gut, wenn beide Partner*innen das jeweils Beste für den anderen wollen. Wenn dies nicht erkennbar ist, dann ist das ein ernstzunehmendes Alarmzeichen, dass deine Beziehung nicht gesund ist und du möglicherweise besser früher als später heilenden Abschied nimmst.

Wenn du Unterstützung dabei möchtest herauszufinden, ob du in einer toxischen Beziehung bist oder Tipps möchtest, wie deine Beziehung wieder glücklicher werden kann, dann vereinbare jetzt eine Beratung mit einem unserer Coaches.
Lesetipp: Toxische Beziehung oder Beziehungskrise?


¹ Im Sinne der besseren Lesbarkeit wird die männliche oder weibliche Form gewählt. Fühl dich unabhängig davon bitte angesprochen, wo es dich betrifft.

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