Beziehungsprobleme nach der Geburt: 9 Tipps für eure Beziehung 

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Wie ihr nach der Geburt eines Kindes für eure Beziehung sorgen könnt

Kinder zu bekommen ist ohne Zweifel eine der tiefgreifendsten Veränderungen, die es in unserem Leben geben kann. Die Beziehung zu uns selbst, zu unserer Umwelt und zu unserem Partner oder unserer Partnerin¹ wird neu konfiguriert. Zu der eigenen Rollen als Ehemann, als Freundin, als Kollegin, als Sohn und vielen anderen kommt nun auch noch die Rolle der Mutter oder des Vaters hinzu. Die Elternrolle ist gesellschaftlich und emotional mit vielen Vorstellungen aufgeladen. Die Erwartungen von allen Seiten sind hoch, oft widersprüchlich und in ihrer Gesamtheit - sind wir mal ehrlich - schlicht unerfüllbar. Angesichts all dieser Herausforderungen, ist es nicht verwunderlich, dass Paare nach der Geburt ihres Kindes oder ihrer Kinder in eine Krise geraten. 

Die Geburt eines Kindes stellt eine Belastungsprobe für eure Beziehung dar – und zwar unabhängig davon, wie sehr ihr euch ein Kind gewünscht habt. 

In diesem Artikel betrachten wir einige der Faktoren, die häufig zu Beziehungskrisen nach der Geburt eines Kindes beitragen und geben euch einige „Erste-Hilfe-Maßnahmen“ mit auf den Weg. 

Neue Prioritäten 

Ein Baby braucht unheimlich viel Aufmerksamkeit. Es ist für sein Überleben auf euch angewiesen und diese Aufgabe fordert ein Höchstmaß eurer psychischen und körperlichen Ressourcen. Damit verlieren eure eigenen Bedürfnisse und die eurer Partner*innen fast automatisch an Priorität. Das ist ein Verlust, der schmerzhaft sein kann und den ihr auch betrauern dürft. Gleichzeitig solltet ihr wachsam bleiben und euren Bedürfnissen weiterhin Gehör verschaffen und gemeinsam überlegen, wie und wann diese erfüllt werden können.

Erste Hilfe: 

  • Nehmt euch einmal in der Woche Zeit für ein Check-In Gespräch. Vielleicht am Wochenende während eines gemeinsames Spaziergangs, wenn euer Kind schläft, oder wenn es zuhause Mittagsschlaf macht. Sobald euer Kind alt genug ist für einen Babysitter, schafft euch regelmäßige Paarzeit. Erzählt einander, was in euch vorgeht – auch die schwierigen Gedanken und Gefühle, für die ihr euch vielleicht schämt. Viele eurer früheren Paar-Aktivitäten sind jetzt nicht mehr möglich. Umso wichtiger ist es daher, eure Verbindung aufrechtzuerhalten. 

  • Sucht euch Unterstützung. Nehmt Hilfe von Familie und Freund*innen an, wo ihr könnt. Schon ein für euch erledigter Einkauf oder ein fertig gekochtes Essen können ein wenig Entlastung bieten. 

Sexualität

Nach einer Geburt haben viele Frauen (und tatsächlich auch etliche Männer) wenig Lust auf Sex. Die körperlichen Anstrengungen der Schwangerschaft und Geburt sind noch stark spürbar und auch der Hormonhaushalt verändert sich auf eine Weise, die die Libido eher senkt. Der viele Körperkontakt von Mutter und Baby über Stillen und Tragen ist einerseits wunderschön, kann Frauen aber auch in eine Krise führen, wenn sie das Gefühl haben, nicht mehr selbst über ihren Körper bestimmen zu können. Zusätzliche Berührungen vom Partner können dann eher zu Stress führen als zu Entspannung und Erregung.

Zudem führen Schlafmangel sowie die vielen neuen Aufgaben im Elterndasein zu Erschöpfung und zu noch mehr Stress, was ebenfalls unser sexuelles Begehren herabsetzt. 

Wenn du die partnerschaftliche-sexuelle Ebene mit deinem*r Partner*in verloren hast und dir professionelle Begleitung dabei wünschst, sie wieder zurückzugewinnen, dann kannst du hier eine kostenlose Erstberatung mit einem unserer Coaches vereinbaren.

Erste Hilfe: 

  • Stress senken. Damit die Lust auf sexuelle Aktivitäten überhaupt entstehen kann, muss meist erst Stress reduziert werden. Das heißt vor allem: Füreinander mitdenken, einander proaktiv unterstützen, um Hilfe bitten und diese auch annehmen.

  • Körperliche Intimität ≠ Sex: Überlegt gemeinsam, welche Art der körperlichen Nähe euch gerade guttut. Und dann nehmt euch die Zeit dafür! Plant eine fünfminütige Fuß- oder Kopfmassage ein, oder macht es zur Regel, euch nach dem Aufstehen 20 Sekunden lang fest zu umarmen (Bonus: Das senkt auch nachweislich den Stresspegel!). Findet Rituale, die eure körperliche Verbindung stärken.

  • Erlaubnis zur Selbstbefriedigung: Das gilt nicht nur für diese Phase, aber hier ganz besonders. Erlaubt einander Selbstbefriedigung. So können sexuelle Bedürfnisse befriedigt und gleichzeitig Stress abgebaut werden. 

Erwartungsdruck

Wie bereits erwähnt, prasselt eine geballte Ladung an gesellschaftlichen, familiären und persönlichen Erwartungen auf neue Eltern ein. Das verursacht Druck und häufig auch Versagensängste. Hierdurch entsteht schnell ein Tunnelblick, in dem nur noch Gefahren und Missstände wahrgenommen werden. Solch ein Zustand ist Gift für eure Beziehung. 

Erste Hilfe: 

  • Akzeptiere deine Erwartungen. Gesteh dir ein, dass gerade viele Erwartungen in deinem Kopf herumschwirren. Das ist normal und so gut wie unvermeidbar. Schreib eine Liste mit dem Titel „Mein Erwartungsdruck sagt mir…“ und formuliere mal all diese Erwartungen und Glaubenssätze. Zum Beispiel: „Mein Erwartungsdruck sagt mir, dass ich eine schlechte Mutter bin, wenn ich nicht stille(n kann).“ Wenn diese Gedanken dann später wieder hochkommen, versuch, immer die Einleitung „Mein Erwartungsdruck sagt mir…“ davor zu setzen. Oder sag: „Ah, da war wieder mein Erwartungsdruck“. Das verschafft dir etwas mehr Distanz zu deinen Gedanken. Denn Gedanken sind nicht dasselbe wie Wahrheit – du musst ihnen also nicht alles glauben. 

  • Erinnert euch gegenseitig an das Wesentliche. Wenn einer von euch von gerade in Perfektionismus, Sorge und Erwartungsdruck festhängt, zeigt Verständnis füreinander, und lenkt den Blick auch auf das große Ganze. Vielleicht sagst du so etwas wie: „Solange wir unserem Kind genug Nahrung, Nähe und Liebe schenken, ist alles andere zweitrangig“. 

  • Macht euch bewusst, dass ihr euch gerade in einer Ausnahmesituation befindet, die vorüber gehen wird. Euer Kind wird irgendwann besser und mehr schlafen, es wird selbstständiger mit der Zeit und ihr werdet eure Freiheit Schritt für Schritt zurückerlangen. Das Verständnis, dass dies eine herausfordernde Lebensphase ist, die vorüber ziehen wird, kann helfen sich zu entspannen und auch mal zu sagen “Okay, wir sind gerade in einer Phase, wo wir wenig Sex haben - UND das wird sich auch wieder ändern”.

  • Feiert kleine Erfolge. Schärft euren Blick für die scheinbar winzigen Fortschritte. Lob deinen Partner dafür, dass er die Windel nun schon 10 Sekunden schneller wechseln kann. Freu dich über die drei Schritte mehr, die du schon wieder laufen kannst. Seid stolz darauf, dass ihr eure “Aufsteh-Umarmung” seit 3 Tagen durchzieht. 

Auch mit all diesen Tipps bleibt die erste Phase nach der Geburt vermutlich eine Herausforderung. Das ist in Ordnung. Versucht, Verständnis und Geduld füreinander und für euch selbst aufzubringen. Wenn ihr es schafft, einige der Ideen in diesem Artikel umzusetzen, dann ist das bereits viel wert. Denn es zeigt euer Commitment eurer Beziehung – trotz der neuen Verantwortungen und Aufgaben – weiterhin Raum und Fürsorge zu geben. 

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¹ Im Sinne der besseren Lesbarkeit wird die männliche oder weibliche Form gewählt. Fühl dich unabhängig davon bitte angesprochen, wo es dich betrifft.

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