In Langzeitbeziehungen besteht stets die Herausforderung, Vertrautheit nicht zu Langeweile werden zu lassen. Eine Studie untersuchte den Zusammenhang zwischen beziehungsbezogener Langeweile und gemeinsamen, aufregenden Aktivitäten sowie Leidenschaft. Dafür wurden Langzeit-Paare über 3 Wochen täglich dazu befragt, wie viel Langweile und Leidenschaft sie an diesem Tag erlebt hatten sowie, ob sie eine aufregende Paaraktivität durchgeführt hatten. Diese Aktivitäten wurden definiert als Erlebnisse, die ein Gefühl der Aufregung, eine Erweiterung des Selbstbildes und/oder ein erweitertes Bewusstsein oder Wissen über sich selbst und die Welt auslösen.

  • Je mehr tägliche Langeweile die Teilnehmenden in ihrer Beziehung empfanden, desto geringer war die Bereitschaft zu und die Beteiligung an aufregenden Paaraktivitäten. Bei einer Folgebefragung 3 Monate später zeigten Paare, die weniger aufregende Aktivitäten unternommen hatten, einen generellen Rückgang der Leidenschaft in der Beziehung. 

    Die Forscherinnen sehen hierin einen Beleg dafür, dass Gefühle der Langeweile häufig genau das Verhalten – neue und spannende gemeinsame Aktivitäten – behindern, das der Langeweile entgegenwirken würde. Ein Teufelskreis also.  

    Uns bei Couple Care ist bewusst, dass gemeinsame Aktivitäten ein wichtiger Teil der Beziehungspflege sind. Doch im festgefahrenen Alltagstrott kann es anfangs oft viel Überwindung kostet, neue Ideen umzusetzen. Gerade deshalb kann eine professionelle Begleitung ungemein hilfreich sein.

    Quelle: Harasymchuk, C., Lonn, A., Impett, E. A., & Muise, A. (2022). Relational boredom as an obstacle for engaging in exciting shared activities. Personal Relationships, 29( 2), 350– 365. https://doi.org/10.1111/pere.12421

Auch wenn es mittlerweile schon vielen bekannt ist, kann man es nicht oft genug sagen: Guter Sex braucht Kommunikation. 

Eine große Meta-Analyse von 48 Studien zeigt deutlich, dass mehr sexuelle Kommunikation mit besseren Werten bei allen Aspekten sexuellen Erlebens (z. B. Begehren, Erregung, Orgasmus) einhergeht. 

In einer weiteren Studie untersuchten Forscherinnen gezielt die verbale und nonverbale Kommunikation während des Sex (im Gegensatz zu davor oder danach). Erfasst wurde dabei die eigene Kommunikation sowie die der Partner*innen. Sowohl die weiblichen als auch die männlichen Teilnehmenden gaben an, Sex als befriedigender und erfüllender zu empfinden, je höher das Maß der Kommunikation währenddessen war. 

  • Interessanterweise erwies sich der Zufriedenheitsgrad mit der sexuellen Kommunikation an sich als ein Prädiktor für sexuelle und Beziehungszufriedenheit. Das heißt, je zufriedener die Personen mit der sexuellen Kommunikation beider Seiten waren, umso zufriedener waren sie mit dem Sex und mit der Beziehung insgesamt. 

    Auch bei Couple Care sehen wir sexuelle Kommunikation als eine Kernkompetenz für glückliche Beziehungen. Gleichzeitig wissen wir, dass die meisten von uns das nicht beigebracht bekommen haben. Deshalb begleiten und unterstützen wir euch gezielt dabei, eure Kommunikation über und beim Sex zu verbessern. 

    Quelle: Mallory, A. B., Stanton, A. M., & Handy, A. B. (2019). Couples’ Sexual Communication and Dimensions of Sexual Function: A Meta-Analysis. Journal of Sex Research, 56(7), 882–898. https://doi.org/10.1080/00224499.2019.1568375 

    Blunt-Vinti, H., Jozkowski, K. N., & Hunt, M. (2019). Show or Tell? Does Verbal and/or Nonverbal Sexual Communication Matter for Sexual Satisfaction? Journal of Sex and Marital Therapy, 45(3), 206–217. https://doi.org/10.1080/0092623X.2018.1501446 

In allen romantischen Beziehungen finden im Alltag kleine und große Opfer statt, bei denen Partner*innen etwas tun, was ihren eigenen Präferenzen eigentlich nicht entspricht.

In zwei Studien zeigte sich allerdings, dass nur etwa 50 % dieser Opfer tatsächlich von der anderen Person gesehen bzw. wahrgenommen werden. Teilnehmende bemerkten bei der Hälfte der Fälle also nicht, dass ihre Partner*innen ihnen zuliebe eine eigene Präferenz aufgaben. Allerdings nahmen Teilnehmende auch regelmäßig Opfer wahr, wo – laut ihrer Partner*innen – gar keine stattgefunden hatten. Das (Nicht-)Erkennen von Opfern hatte eine Auswirkung auf die Dankbarkeit und Zufriedenheit innerhalb des Paares. 

  • An Tagen, an denen eine (tatsächliche oder empfundene) aufopfernde Handlung bemerkt wurde, erlebten die Empfänger*innen mehr Dankbarkeit und eine höhere Beziehungszufriedenheit. An Tagen, wo kein Opfer bemerkt wurde, zeigten sich entsprechend niedrigere Werte.

    Hatte ein*e Partner*in etwas geopfert, ohne dass es bemerkt wurde, schlug sich dies in weniger wahrgenommener Dankbarkeit und Wertschätzung nieder, was wiederum die Beziehungszufriedenheit der Geber*innen senkte. Verpasste Opfer schadeten also der Zufriedenheit beider Partner*innen.

    Als wichtige Erkenntnis markieren die Forscher*innen, dass der individuellen Wahrnehmung bei der Konstruktion der Realität viel Macht zukommt und sie dadurch spürbare Konsequenzen für das tägliche Leben von Paaren hat.

    Auch bei Couple Care ist uns klar: Romantische Partner*innen teilen häufig nicht dieselbe Realität. Zu wissen, wie bedeutsam die individuelle Wahrnehmung ist, vereinfacht den Umgang mit Konflikten und verdeutlicht die Wichtigkeit von Kommunikation.

    Visserman, M. L., Impett, E. A., Righetti, F., Muise, A., Keltner, D., & Van Lange, P. A. M. (2019). To “See” Is to Feel Grateful? A Quasi-Signal Detection Analysis of Romantic Partners’ Sacrifices. Social Psychological and Personality Science, 10(3), 317–325. https://doi.org/10.1177/1948550618757599

Die Erfahrungen unsere Kindheit prägen unsere Konzepte und Vorstellungen von der Welt. In zwei Studien konnte gezeigt werden, dass sich durch negative familiäre Beziehungserfahrungen oft negative Glaubenssätze bezüglich romantischer Beziehungen entwickeln. Diese Glaubenssätze wiederum können noch viele Jahre später die Beziehungsqualität von Menschen beeinträchtigen.

Die Forscherinnen fanden heraus, dass Menschen, die in Familien mit dysfunktionalen Beziehungsmustern groß wurden, häufiger pessimistische Glaubenssätze bezüglich der Beständigkeit von romantischen Beziehungen hatten.

  • Erfasst wurde beispielsweise, ob in der Ursprungsfamilie ein konstruktiver Umgang mit Problemen, effektive Kommunikation, Rollenklarheit, sowie Zuneigung und emotionale Verbindung vorhanden waren. Auch eine Scheidung der Eltern wurde als Faktor erfragt. Teilnehmende mit vielen dysfunktionalen Erfahrungen in ihrer Ursprungsfamilie äußerten deutlich negativere Beziehungsglaubenssätze. Sie hielten es etwa für weniger wahrscheinlich, dass Liebe auf Dauer halten kann und hatten weniger Hoffnung, selbst eine langfristige, glückliche Liebesbeziehung führen zu können. Sie waren zudem seltener der Überzeugung, zu wissen, was eine erfüllende Beziehung braucht und ausmacht. 

    Die Glaubenssätze der Teilnehmenden standen in einem deutlichen Zusammenhang zu ihrer heutigen Beziehungsqualität. Personen mit negativen Glaubenssätzen berichteten signifikant mehr dysfunktionale Dynamiken in ihren heutigen Partnerschaften und waren weniger zufrieden mit ihren Beziehungen als jene mit positiveren Glaubenssätzen. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Beziehungserfahrungen in der Kindheit unsere Glaubenssätze und dadurch auch unsere späteren romantischen Beziehungen beeinflussen. Die Autorinnen der Studie verweisen darauf, dass hier die Dynamik einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung zu bestehen scheint, auf die in Therapie und Beratung eingegangen werden muss. 

    Auch wir bei Couple Care wissen, wie wirkmächtig unbewusste Glaubenssätze sind. Wir arbeiten daher mit euch daran, sie aufzudecken und gegebenenfalls aufzulösen oder umzugestalten, damit sie euch und eure Beziehung nicht länger behindern. 

    Quelle: Zagefka, H., Clarke, Z., Kabeli, G., Lundy, C., Plumtree, A., & Smith, G. (2021). Lay Beliefs About Romantic Relationships: A Mediator of the Effect of Family Dysfunction on Romantic Relationship Satisfaction. Journal of Adult Development, 28(4), 299–308. https://doi.org/10.1007/s10804-021-09374-4

Damit Beziehungen langfristig halten, brauchen sie konstante Pflege. Zwei Studien zeigen, dass Gefühle von leidenschaftlicher Liebe zu mehr beziehungsförderndem Verhalten führen. Das Konzept der leidenschaftlichen Liebe ist gekennzeichnet durch ein intensives Verlangen danach, dem*der geliebten Partner*in physisch und psychisch nahe zu sein.

Mehrere hundert Paare wurden dafür über zwei Wochen jeden Tag befragt. Je mehr sich die Teilnehmenden körperlich und psychisch zu ihren Partner*innen hingezogen fühlten, umso häufiger gaben sie an, ihren Partner*innen geholfen, ihnen Zuneigung und Aufmerksamkeit gezeigt, oder ihnen zuliebe auf etwas verzichtet zu haben. All das sind Akte der Beziehungspflege. 

  • Der Zusammenhang zwischen leidenschaftlicher Liebe und beziehungsförderndem Handlungen beruht laut der Studie zu einem großen Teil auf einer Art „positiven Verzerrung“ (positivity bias): Teilnehmende, die viel leidenschaftliche Liebe empfanden, sahen ihre Partner*innen in einem vorteilhaften Licht und schrieben ihnen mehr positive Eigenschaften zu. Diese Einschätzung überstieg die Eigenbeurteilung ihrer Partner*innen. Sie nahmen ihre Partner*innen also positiver wahr als diese selbst es taten. Erfasst wurden hierbei Qualitäten wie Wärme und Vertrauenswürdigkeit, Vitalität und Attraktivität, Status und Ressourcen, sowie Zugewandtheit und Fürsorge. Je positiver die andere Person gesehen wurde, umso häufiger handelten die Teilnehmenden auf beziehungsfördernde Art. 

    Wie unser Name schon sagt, halten wir bei Couple Care die Beziehungspflege für essentiell. Für uns gehören dazu auch bestimmte Haltungen, wie etwa die bewusste Entscheidung dafür, das Positive in unseren Partner*innen zu fokussieren. Anstatt nur Schwächen und Missstände zu betrachten, wollen wir euch dabei helfen, eure Stärken und Ressourcen zu finden. Daraus kreiert ihr eure ganz persönliche Couple Care, die dann eine Aufwärtsspirale aus positiven Erlebnissen möglich macht. 

    Quelle: Mizrahi, M., Lemay, E. P., Maniaci, M. R., & Reis, H. T. (2022). Seeds of love: Positivity bias mediates between passionate love and prorelationship behavior in romantic couples. Journal of Social and Personal Relationships.

Körperliche Berührungen haben einen großen Einfluss auf das menschliche Wohlbefinden. Um diese Effekte im Alltag zu untersuchen, wurden in einer Studie romantische Paare gebeten, eine Woche lang viermal am Tag ihre Stimmung, ihre responsiven Berührungen und ihr Level an Intimität zu berichten.

Responsive Berührung beschreibt körperliche Kontakte, die als wohlwollende Reaktion auf emotionale Zustände der anderen Person geschehen. Diese Art der Berührung drückt nonverbal Zuneigung, Fürsorge und Anteilnahme aus. Intimität wurde hier definiert als sich bei seinen Partner*innen nah, sicher, umsorgt und verstanden fühlen. 

  • Personen, die viele responsive Berührungen erhielten, wiesen eine deutlich bessere Stimmungslage auf. Dieser positive Effekt zeigte sich auch für die gebenden Partner*innen. Die positivere Gefühlslage kann teilweise erklärt werden durch das erhöhte Intimitätslevel. Denn die wahrgenommene Intimität stieg sowohl für die gebende als auch die empfangende Person, je mehr responsive Berührungen erfolgten. In einer Folgebefragung 6 Monate später berichteten die Teilnehmenden, die häufig Berührungen erhielten, zudem ein signifikant höheres psychologisches Wohlbefinden als jene, die nur selten berührt wurden.

    Die Forscher*innen sehen hierin einen Beleg dafür, dass responsive Berührungen ein wirksames Mittel der Emotionsregulation in Beziehungen sind, da sie das Gefühl der Verbindung sowie die allgemeine Stimmungslage für beide Partner*innen verbessern.

    Einen wichtigen Teil unserer Arbeit bei Couple Care sehen wir darin, Paaren die Bedeutung von (auch nicht-sexuellen!) Berührungen nahezubringen. Wir ermutigen euch,  gemeinsam zu entdecken, welche Berührungen ihr euch voneinander wünscht und wie und wann sie euch helfen. 

    Quelle: Debrot, A., Schoebi, D., Perrez, M., & Horn, A. B. (2013). Touch as an Interpersonal Emotion Regulation Process in Couples’ Daily Lives: The Mediating Role of Psychological Intimacy. Personality and Social Psychology Bulletin, 39(10), 1373–1385.

Wenn es in Beziehungen zu Verletzungen gekommen ist, braucht es Prozesse von  Vergebung und Versöhnung.   

Eine Studie zeigte, dass Personen, die sich nach einer verletzenden Handlung gegen ihre*n Partner*in selbst vergeben können, eine höhere Beziehungszufriedenheit aufweisen als jene, die das nicht tun. Wichtiges Detail: In der Studie wurden nur jene Menschen betrachtet, die Verantwortung für ihre Tat übernommen hatten. 

Denn laut der Forscher*innen geht es bei echter Selbstvergebung nicht um eine Rechtfertigung oder ein Ablehnen von Verantwortung. Vielmehr beinhaltet Selbstvergebung ein ehrliches Anerkennen des Schadens bei gleichzeitigem Wohlwollen und Mitgefühl sich selbst gegenüber.

  • Dies geht einher mit einer Reduktion von selbstabwertenden und negativen Gedanken und Gefühlen. Teilweise kann der Vorfall dann auch als Möglichkeit für persönliches Wachstums gesehen werden.  Aber auch die geschädigten Partner*innen in der Studie zeigten ein signifikant höheres Level an Zufriedenheit mit ihrer Beziehung, wenn ihre Partner*innen sich selbst vergeben hatten. Eine gelungene Selbstvergebung hilft demnach allen Beteiligten und steigert die Beziehungszufriedenheit für beide Seiten. 

    Bei Couple Care wissen wir: Verletzungen passieren früher oder später in allen Beziehungen. Wie sie geheilt werden, ist das, worauf es ankommt. Hier spielt Vergebung für alle Seiten eine zentrale Rolle und deshalb möchten wir mit euch gemeinsam den Weg dafür ebnen. 

    Quelle: Pelucchi, S., Paleari, F. G., Regalia, C., & Fincham, F. D. (2013). Self-forgiveness in romantic relationships: It matters to both of Us. Journal of Family Psychology, 27(4), 541–549. https://doi.org/10.1037/a0032897

Gefühle zu regulieren (Achtung: nicht kontrollieren!) ist eine wichtige Fähigkeit. Menschen nutzen hierfür unterschiedliche Strategien, wie beispielsweise Unterdrückung, kognitive Neubewertung, oder Achtsamkeit. 

Eine Studie hat Personen über einen Zeitraum von 21 Tagen täglich zu ihren Gefühlen und ihrer Art der Emotionsregulation befragt. Diejenigen, die ihren Emotionen mit Achtsamkeit begegneten, erlebten signifikant mehr positive und weniger negative Gefühle. Achtsam meint hier, dass die Person präsent ist im Hier und Jetzt, Bewusstsein zeigt für Veränderungen ihres emotionalen Zustands, sowie ihre Gefühle wahrnehmen kann, ohne sie verurteilen oder ändern zu wollen. 

  • Auch die Teilnehmenden, die kognitive Neubewertung nutzten, berichteten mehr positive Gefühle. Eine kognitive Neubewertung vorzunehmen, bedeutet, die emotionsauslösende Situation bewusst anders zu sehen, indem man sie beispielsweise als weniger wichtig einstuft, andere Aspekte fokussiert, oder ihr eine neue Bedeutung gibt (reframing). 

    Dagegen erlebten Personen, die vorrangig die Strategie der Unterdrückung nutzten, deutlich mehr negative und weniger positive Emotionen. Unterdrückung besteht darin, Gefühle weder zu kommunizieren noch auf andere Weise zu zeigen.

    Ein Schwerpunkt unserer Arbeit bei Couple Care liegt auf dem Umgang mit Gefühlen. Gefühle sind Informationsquellen. Sie wollen und sollen gesehen werden, jedoch, ohne dass sie euch komplett im Griff haben. Deshalb erarbeiten wir mit euch gemeinsam Werkzeuge, mit denen ihr eure Gefühle würdigen, nutzen und regulieren könnt. 

    Quelle: Brockman, R., Ciarrochi, J., Parker, P., & Kashdan, T. (2017). Emotion regulation strategies in daily life: mindfulness, cognitive reappraisal and emotion suppression. Cognitive Behaviour Therapy, 46(2), 91–113.

Die Forschung zeigt immer wieder, dass ungleiches sexuelles Begehren eines der häufigsten Konfliktthemen in Langzeitbeziehungen ist. Häufig wird dann darauf fokussiert, wie es gelingen kann, diese Diskrepanz auszugleichen. Mindestens genauso wichtig ist jedoch, zu lernen, sie auf gesunde Weise auszuhalten. Aktuelle Studien zeigen, dass die Art der sexuellen Zurückweisung entscheidend für ihre Auswirkungen auf die Beziehung ist. 

Angesichts eines Nein zum Sex, erlebten die zurückgewiesenen Partner*innen eine deutlich höhere sexuelle und Beziehungszufriedenheit, wenn die Ablehnung mit Rückversicherung und Zuwendung verbunden war.

  • Das heißt, wenn ihre Partner*innen ihnen verbal und körperlich zeigten, dass sie sie attraktiv finden, ihnen nahe sein wollen und ihr Bedürfnis nach Sex ernst nehmen, auch wenn sie es momentan nicht erfüllen können. Umgekehrt spürten Personen, deren Partner*innen sie auf eine feindliche Art zurückwiesen – mit Kritik, Aggression oder Kälte – daraufhin eine deutlich verminderte sexuelle und Beziehungszufriedenheit. 

    Somit zeigt sich, dass die Art und Weise, wie Nein zum Sex gesagt wird, einen signifikanten Einfluss hat. Aufmerksamkeit, Zuwendung und Rückversicherung sorgen in diesen Momenten dafür, dass die Beziehung trotz unterschiedlicher Interessen gestärkt wird.

    Auch bei Couple Care arbeiten wir mit euch viel an dem Bewusstsein, dass Kommunikation mehr als nur Inhalt ist. Wie etwas kommuniziert wird, ist mindestens genauso wichtig, wie das was kommuniziert wird. Denn letztlich lassen sich “wie” und “was” nicht trennen: das “wie” beeinflusst maßgeblich was bei der anderen Person am Ende ankommt. Und dieses “wie” kann man lernen. 

    Quelle: Kim, J. J., Muise, A., Sakaluk, J. K., Rosen, N. O., & Impett, E. A. (2020). When Tonight Is Not the Night: Sexual Rejection Behaviors and Satisfaction in Romantic Relationships. Personality and Social Psychology Bulletin, 46(10), 1476–1490.

Kommt es in romantischen Beziehungen zu Konfliktsituationen, fühlen Menschen sich schnell verletzlich. Diese emotionale Bedrohung kann dazu führen, dass sie versuchen, ihre Gefühle zu unterdrücken und sie ihrem*ihrer Partner*in nicht zu zeigen. 

Studien zeigen allerdings, dass diese sogenannte „expressive Unterdrückung“ eine effektive Konfliktlösung erschwert. Paare, die versuchten, ihre Emotionen während eines Konflikts nicht zu zeigen, hatte eine niedrigere Wahrscheinlichkeit ihren Konflikt zu lösen.

  • Denn Emotionen zu unterdrücken, erfordert viel mentale Energie und schwächt zudem das Gefühl der Verbundenheit zum*zur Partner*in. Dadurch stehen weniger Ressourcen für eine konstruktive Konfliktlösung zur Verfügung.  Die Studien zeigten aber auch, dass die wahrgenommene Wertschätzung des*der Partner*in eine wichtige Rolle dabei spielt, ob Menschen ihre Gefühle in Konfliktsituationen zeigen können. Personen, die sich – trotz Konflikt – von ihren Partner*innen wertgeschätzt und geliebt fühlten, konnten ihre Emotionen in der Konfliktsituation offener zeigen und hatten somit bessere Chancen, einen Lösungsweg zu finden. 

    Auch bei Couple Care wissen wir, dass Gefühle zu erkennen und zu kommunizieren unerlässlich ist, um Konflikte nachhaltig zu lösen. Deshalb arbeiten wir mit euch daran, eurer Beziehung eine wertschätzende und liebevolle Basis zu geben, die euch die Sicherheit gibt, eure Emotionen zeigen zu können. 

    Quelle: Thomson, R. A., Overall, N. C., Cameron, L. D., & Low, R. S. T. (2018). Perceived regard, expressive suppression during conflict, and conflict resolution. Journal of Family Psychology, 32(6), 722–732.

Häufig liegt der Fokus von Coaching und Beratung auf negativen Spiralen und Beziehungsdynamiken. Jedoch zeigt die Forschung: Es gibt durchaus auch positive Kreisläufe.

Dankbarkeit und Wertschätzung sind beispielsweise Auslöser einer solchen Aufwärtsspirale. Über mehrere Studien hinweg konnte gezeigt werden: Je mehr sich romantische Partner*innen wertgeschätzt fühlten, umso mehr spürten sie selbst Wertschätzung für ihre Partner*innen. Personen, die viel Dankbarkeit und Wertschätzung für ihre Partner*innen empfanden, zeigten wiederum mehr Commitment und wurden bei Paar-Interaktionen von externen Beobachtenden als zugewandter und engagierter beschrieben.

  • Zudem waren sie mit höherer Wahrscheinlichkeit 9 Monate später immer noch in derselben Beziehung.  Die Studie sieht darin einen Beleg dafür, dass es Menschen ein Gefühl der Sicherheit gibt, wenn sie Wertschätzung erfahren. Diese Sicherheit erlaubt ihnen, das Risiko einzugehen, in eine Beziehung zu investieren. Wenn sie sich sicher fühlen, können sie Schutzwälle fallen zu lassen und sich den Bedürfnissen ihrer Partner*innen zuwenden, ohne Angst zu haben, dabei selbst zu kurz zu kommen. 

    Zusammengefasst funktioniert die Aufwärtsspirale so: Ich fühle mich von dir wertgeschätzt. Das verstärkt meine eigenen Gefühle von Dankbarkeit und Wertschätzung dir gegenüber. Ich fühle mich sicher. Deshalb gehe ich gern auf deine Bedürfnisse ein und engagiere mich für die Beziehung. Du erlebst diese Zuwendung wiederum als Form der Wertschätzung und als Zeichen von Commitment. Dadurch steigt dein eigenes Gefühl von Dankbarkeit und Commitment. Du reagierst deshalb ebenfalls empathisch auf meine Bedürfnisse, wodurch ich mich erneut wertgeschätzt fühle. Diese Haltungen und Handlungen erhöhen die Stabilität und Langlebigkeit der Beziehung. 

    Auch wir bei Couple Care sind überzeugt davon, dass positive Kreisläufe ein Schlüssel zu glücklichen Beziehungen sind. Wir schauen uns daher an, was eure gegenseitige Dankbarkeit und Wertschätzung gerade blockiert. Denn sich gesehen fühlen, ist eine Grundvoraussetzung für die Liebe.  

    Quelle: Gordon, A. M., Impett, E. A., Kogan, A., Oveis, C., & Keltner, D. (2012). To have and to hold: Gratitude promotes relationship maintenance in intimate bonds. Journal of Personality and Social Psychology, 103(2), 257–274.

Die Fähigkeit, unsere Gefühle zu erkennen und zu benennen, ist extrem wichtig für die Emotionsregulation. Sie hilft uns dabei, uns selbst zu beruhigen und vor unseren Emotionen weder zu fliehen noch uns in ihnen zu verlieren. 

Eine Studie lässt vermuten, dass unsere romantischen Partner*innen bei diesem Prozess sehr hilfreich sein können. Für die Studie wurde jeweils ein Teil des Paares in eine emotional aufwühlenden Situation gebracht. Anschließend sollte diese Testperson entweder selbst ihr Gefühl benennen, oder ihr*e Partner*in sollte ein Gefühl auswählen, von dem er*sie glaubten, die Testperson spüre es gerade.

  • Bei den teilnehmenden Paaren zeigte sich: Die psychische Belastung der Testpersonen wurde stärker verringert, wenn Partner*innen das Gefühl benannten, als wenn sie es selbst taten. Dieser Effekt zeigte sich umso deutlicher, je empathischer die Partner*innen waren.  Auch wir bei Couple Care wissen, dass Menschen oft erst im Austausch mit einem empathischen Gegenüber Klarheit über ihre Gefühle erlangen. Von jemandem wirklich gesehen zu werden und gemeinsam Worte für das innere Erleben zu finden, kann sehr wohltuend sein. Deshalb bildet der Umgang mit, und die Kommunikation über, Emotionen einen essenziellen Baustein unserer Arbeit mit Paaren.

    Quelle: Shamay-Tsoory, S. G., & Levy-Gigi, E. (2021). You name it: Interpersonal affect labeling diminishes distress in romantic couples. Behavior Therapy, 52(2), 455-464.

In den meisten Langzeitbeziehungen lässt das sexuelle Verlangen irgendwann nach. Für die Beziehungsqualität ist sexuelle Zufriedenheit jedoch ein wichtiger Faktor. Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass die sogenannte Selbsterweiterung (self-expansion) einen großen Beitrag zum Erhalt des sexuellen Begehrens innerhalb einer Langzeitbeziehung leisten kann. 

Die Theorie der Selbsterweiterung geht davon aus, dass Menschen einen innerlichen Drang nach Wachstum haben. Sie streben danach, neue Erfahrungen zu machen, mehr Fähigkeiten und Wissen zu erlangen, und ihr Verständnis von sich und der Welt zu erweitern.

  • Zu Beginn bieten romantische Beziehung durch die intensive Kennenlernphase viele Gelegenheiten zur Selbsterweiterung. Mit der Zeit und der wachsenden Vertrautheit nimmt diese quasi automatische Selbsterweiterung jedoch ab. Und oft auch das sexuelle Begehren.  Die gute Nachricht: Studien zeigen, dass gemeinsame Aktivitäten, die neu, aufregend oder herausfordernd sind, das Gefühl der Selbsterweiterung und damit auch das sexuelle Verlangen erhalten oder wieder aufleben lassen können. An Tagen, an denen die teilnehmenden Paare mehr Selbsterweiterung erlebten, war die Wahrscheinlichkeit für sexuelle Handlungen größer. Auch das sexuelle Verlangen sowie die Zufriedenheit mit dem Sex und der Beziehung insgesamt waren an diesen Tagen signifikant höher. 

    Denn neue, aufregende Aktivitäten können sowohl das Gefühl der Nähe als auch das der Eigenständigkeit stärken. Zusammen neue Erfahrungen zu machen, bringt uns näher zusammen. Gleichzeitig signalisiert es Autonomie und unbekannte Seiten, wenn wir unsere Partner*innen in neuen Situationen erleben. Das kann zu mehr Interesse und Begehren führen. Solche Aktivitäten können groß (z. B. Reisen, Sprachkurse) oder klein sein (z. B. tiefe Gespräche, Museumsbesuche). Entscheidend ist, ob man die Aktivität als selbsterweiternd empfindet. 

    Auch wir wissen, dass es ein wichtiger Teil eurer Couple Care ist, euch nicht in Routinen zu verlieren, sondern bewusst Zeit für Neues zu machen. So erlebt ihr immer wieder, wie viele faszinierenden Facetten ihr aneinander entdecken könnt.

    Quelle: Muise, A., Harasymchuk, C., Day, L. C., Bacev-Giles, C., Gere, J., & Impett, E. A. (2019). Broadening your horizons: Self-expanding activities promote desire and satisfaction in established romantic relationships. Journal of Personality and Social Psychology, 116(2), 237–258.

Eine nicht-monogame Beziehung zu führen, kann viele unterschiedliche Formen annehmen. Spielarten der sogenannten “Consensual non-monogamy” (konsensuelle Nicht-Monogamie) sind beispielsweise offene Beziehungen, Swinging oder Polyamorie. 

In der Vergangenheit haben einige Studien ergeben, dass offene Beziehungen – die hier definiert wurden als Paarbeziehung, bei denen es kurzfristige sexuelle (aber nicht emotionale) Außenkontakte gibt – im Vergleich zu Swinging und Polyamorie eine niedrigere Beziehungsqualität aufweisen. 

Doch der Schein trügt: Wahrscheinlich macht nicht der Beziehungsstil an sich den Unterschied. Denn Forscherinnen fanden heraus, dass andere Faktoren die niedrigere Zufriedenheit und das schwächere Vertrauen erklären könnten.

  • Zum einen spielte die Motivation für die nicht-monogame Beziehung eine große Rolle: War die Motivation eher extrinsisch, z. B. unvereinbare sexuelle Vorlieben oder Leben in einer Fernbeziehung, dann waren Zufriedenheit und Vertrauen geringer – unabhängig vom Beziehungsstil. 

    Genauso verhielt es sich mit der Kommunikation: Wurden effektive Kommunikationstechniken angewendet, spielte der Beziehungsstil keine Rolle mehr für die Beziehungsqualität. Zudem erhöhten das Kennenlernen der anderen Partner*innen sowie eine geringere Idealisierung der Monogamie die Wahrscheinlichkeit einer guten Beziehungsqualität. Wenn all diese Faktoren mit einberechnet wurden, zeigten sich keine Unterschiede mehr zwischen den Beziehungsstilen. 

    Eine Beziehungsöffnung ist eine große Aufgabe. Bei Couple Care nehmen wir uns viel Zeit, um eure Motivationen herauszuarbeiten und ein solides Kommunikationsfundament zu schaffen, damit ihr die besten Voraussetzungen für eine glückliche und vertrauensvolle offene Beziehung habt. 

    Quelle: Conley, T. D., & Piemonte, J. L. (2021). Are there “Better” and “Worse” Ways to be Consensually Non-Monogamous (CNM)?: CNM Types and CNM-Specific Predictors of Dyadic Adjustment. Archives of Sexual Behavior, 50(4), 1273–1286.

Menschen, die ein ängstlich-ambivalentes Bindungsmuster zeigen, sind besonders anfällig für Gefühle von Eifersucht in ihren Beziehungen. Laut der sogenannten Bindungstheorie fällt das ängstlich-ambivalente Muster in die Kategorie der “unsicheren” Bindungsstile. Menschen mit diesem Bindungsstil haben in der Kindheit ihre Bezugspersonen als unzuverlässig und unvorhersehbar erlebt. Dadurch kommen bei ihnen Verlustängste besonders schnell hoch und sie fühlen sich häufig emotional abhängig von ihren Partner*innen. 

  • Eine Studie hat nun gezeigt, dass liebevolle Berührungen diese Anfälligkeit für Eifersucht abpuffern können. Während ängstlich gebundene Personen in der Kontrollgruppe mehr Eifersucht spürten als sicher gebundene Personen, wurde dieser Zusammenhang aufgelöst, sobald die ängstlich gebundenen Menschen während der Eifersucht-provozierenden Situation von ihren Partner*innen liebevoll berührt wurden.

    Eine simple Geste, wie etwa einen Arm um die Schultern oder eine Hand aufs Knie zu legen, reichte aus, um die Eifersucht deutlich zu mindern. Denn solche Berührungen signalisieren auf spürbare Weise Liebe und Akzeptanz. 

    Zu wissen, was uns und unsere Partner*innen geliebt und sicher fühlen lässt, ist enorm wichtig für den Aufbau einer glücklichen Beziehung. Bei Couple Care erarbeiten wir gemeinsam mit euch dieses Wissen, um darauf dann Rituale, Praktiken und Haltungen aufzubauen, die eure Beziehung immer wieder aufs Neue stärken.  

    Quelle: Kim, K. J., Feeney, B. C., & Jakubiak, B. K. (2018). Touch reduces romantic jealousy in the anxiously attached. Journal of Social and Personal Relationships, 35(7).

Partner*innen, die mehr Selbstmitgefühl zeigen, benutzen häufiger funktionale Konfliktlösungsstrategien und sind zufriedener in ihren Beziehungen.

Selbstmitgefühl (self-compassion) zeichnet sich aus durch eine nicht-urteilende, verständnisvolle und liebevolle Haltung gegenüber sich selbst im Angesicht schwieriger Situationen. Personen mit einem hohen Maß an Selbstmitgefühl betrachten Schwierigkeiten als Teil des Menschseins und geben ihren Gefühlen achtsam Raum, ohne sich von ihnen überwältigen zu lassen.

  • Personen mit viel Selbstmitgefühl weisen eine höher Zufriedenheit mit ihren romantischen Beziehungen auf. Laut einer Studie könnte dieser Zusammenhang durch die Art der Konfliktbewältigung erklärt werden. Menschen mit großem Selbstmitgefühl nutzen demnach häufiger positive Wege der Konfliktlösung: Sie fokussieren sich auf das aktuelle Problem und suchen konstruktiv nach Kompromissen und Lösungen. Dysfunktionale Konfliktstrategien, wie zum Beispiel Beleidigungen, Aggressivität oder das Unterordnen der eigenen Bedürfnisse, werden von diesen Personen hingegen weniger oft eingesetzt.

    Die Bewältigung von Konflikten ist eine essenzielle Komponente unsere Arbeit bei Couple Care. Genauso wie die Selbstfürsorge. Auch wir sind uns sicher, dass die liebevolle Zuwendung zu unseren Partner*innen nur dann gelingt, wenn wir einen ebenso liebevollen Umgang mit uns selbst pflegen. 

    Quelle: Tandler, N., Krüger, M., & Petersen, L. E. (2021). Better battles by a self-compassionate partner?: The mediating role of personal conflict resolution styles in the association between self-compassion and satisfaction in romantic relationships. Journal of Individual Differences, 42(2), 91–98.

Wie findet und bewahrt man s•xuelle Zufriedenheit in einer Beziehung? Menschen haben dazu verschiedene Grundüberzeugungen, die sich direkt auf ihre Beziehung und S•xualität auswirken. Diejenigen, deren Vorstellungen eher auf „s•xuelles Wachstum“ ausgerichtet sind, zeigten sich in Studien zufriedener mit ihrer Beziehung als jene, die stärker an „s•xuelles Schicksal“ glauben. 

„S•xuelles Wachstum“ meint hierbei den Glaubenssatz, dass eine erfüllende Paarsexualität Arbeit und Einsatz braucht, und dass s•xuelle Probleme lösbar sind. Kurz: Schlechter S•x heißt, dass wir daran arbeiten müssen. 

  • „S•xuelles Schicksal“ hingegen bezeichnet den Glaubenssatz, dass S•x automatisch gut ist, wenn man den oder die richtige*n Partner*in hat. Menschen mit dieser Vorstellung sehen die Qualität des S•x als Barometer für die Beziehung insgesamt und als Indikator für ihre Zukunftsaussichten. Kurz: Schlechter S•x zeigt, dass ich mit der falschen Person zusammen bin. 

    Studien belegen, dass Menschen, die an s•xuelles Wachstum glauben, eine höhere s•xuelle Zufriedenheit und Beziehungsqualität aufweisen, auch in Langzeitbeziehungen. Besonders in Zeiten, in denen S•xualität herausfordernd ist, z. B. nach dem Elternwerden, waren diese Menschen mit ihrem S•x und ihrer Beziehung zufriedener. Sie fühlten sich zudem beim S•x verbundener und begehrter. 

    Bei Menschen, bei denen die Vorstellung an sexuelles Schicksal vorherrscht, war die Zufriedenheit dagegen abhängig von den aktuellen Beziehungsumständen. Zweifel an der sexuellen Kompatibilität des oder der Partner*in hatten bei ihnen deutliche negative Effekte auf die Beziehungsqualität. 

    Wir bei Couple Care sind überzeugt davon, dass man für die Liebe arbeiten muss. Wir sehen immer wieder, dass gute Beziehungen, inklusive erfüllendem S•x, im wahrsten Sinne des Wortes mach-bar sind. Deshalb erkunden wir mit euch, wie ihr eure Liebe immer wieder aufs Neue macht. 

    Quelle: Maxwell, J. A., Muise, A., MacDonald, G., Day, L. C., Rosen, N. O., & Impett, E. A. (2017). How implicit theories of sexuality shape sexual and relationship well-being. Journal of Personality and Social Psychology, 112(2), 238–279.

Was ist für euch der Ursprung romantischer Leidenschaft? Nehmt euch einen Moment um zu überlegen, woher dieses tiefe, mächtige, schöne, ergreifende und für manche auch flüchtige, sehnsüchtig gesuchte Gefühl kommt. Und vermutlich werdet ihr mit eurer Antwort, mit eurer Wahrheit etwas über euch entdecken, etwas ganz persönliches.

Die Wissenschaft kann euch dabei nämlich keine große Hilfe sein. Oder vielmehr, sie kann euch helfen bei der Suche, was sich für euch stimmig anfühlt. Aber eine einheitliche Definition, geschweige denn einen Konsens sucht man in der Forschung vergeblich. Es gibt nicht weniger als vier Theorien, welche romantische Leidenschaft zu erklären versuchen.

  • Die “Limerence Theory” gehört zu den ältesten Theorien. Ihr zufolge ist die wesentliche Quelle der Leidenschaft die Unsicherheit darüber, ob die Liebe und das Begehren erwidert werden.

    Einer zweiten Annahme zufolge, dem “Rate of change in intimacy model”, ist Leidenschaft die Folge der zunehmenden Intimität zwischen zwei Menschen in einer Beziehung. Interessant an dem Modell ist die Vermutung, dass die Zunahme von Intimität Leidenschaft hervorruft, während ein gleichbleibendes oder abnehmendes Maß an Intimität sie zum Versiegen bringen kann.

    Das dritte Modell ist das “Self-Expansion Model”, das Leidenschaft als Folge dessen ansieht, dass ein Mensch sich selbst erweitert, wenn er oder sie in eine Beziehung eintritt und neue Sichtweisen integriert oder an sich entdeckt. Durch den Partner oder die Partnerin erweitere ich mich selbst, und dies sei die Quelle romantischer Leidenschaft.

    Als vierte Theorie bietet die Wissenschaft die “Triangular Theory of Love”. Ihr zufolge ist Leidenschaft die Folge dessen, dass individuelle Bedürfnisse gedeckt werden, die wiederum zu erotischer Anziehung und Leidenschaft führen. Die erfüllten Bedürfnisse können dabei sexueller Natur sein, aber auch mit Selbstwert oder anderen psychologisch relevanten Bereichen zu tun haben.

    Empirisch ist es sehr schwer zu untersuchen, welche dieser Theorien nun den “wahren” Grund romantischer Leidenschaft beschreibt. Während die Wissenschaft noch sucht, könnt ihr die vorhandenen Theorien trotzdem nutzen und euch fragen: Wie kommt es eigentlich, dass ich angeturnt bin von meiner Partnerin oder meinem Partner? Vielleicht sticht eine Theorie besonders hervor. Vielleicht passt für euch keine, und ihr findet eine ganz andere Quelle bei euch? Viel Freude beim Erkunden jedenfalls!

    Quelle: Carswell and Impett 2021: What fuels passion? An integrative review of competing theories of romantic passion. Soc Personal Psychol Compass. 2021;15:e12629,

Viele Menschen glauben, dass es ein besonders stabiles Selbstbewusstsein braucht, um nicht-monogame Beziehungen zu führen. Vor allem, wenn sie anfangen ihre Beziehung zu öffnen, erleben viele Paare einen wahren Sturm an Gefühlen, der schnell überwältigend sein und in eine handfeste Krise führen kann.

Die Bindungstheorie (englisch: attachment theory) bietet einen theoretischen Rahmen, um zu erkennen, worin die besonderen Herausforderungen für viele Liebende liegen können. Dieser Theorie zufolge ist nur ein vergleichsweise kleinerer Teil der Menschen “sicher gebunden” und hat in der Kindheit nährende, erfüllende, sichere Bindungserfahrungen gemacht.

  • Der größere Teil von uns hat hingegen unsichere Bindungserfahrungen erlebt. Der Bindungstheorie zufolge haben sich daraufhin Wahrnehmungsmuster verfestigt, die uns zu vermeidenden, ambivalenten oder desorganisierten Bindungstypen machen. Diese Muster schränken uns als Erwachsene oft ein: Vermeidende Typen zeichnen sich etwa dadurch aus, dass sie nur sehr eingeschränkt Zugang zu ihren eigenen Gefühlen haben, und sie ihren Partnerinnen und Partnern entsprechend nur wenig emotionale Kontaktpunkte bieten. Zu viel Nähe kann bei ihnen zu Rückzug führen - gleichzeitig ersehnen sie oft unbewusst Nähe, können dies aber nur unzureichend ausdrücken. 

    Für offene Beziehungen stellen solche Bindungsmuster eine besondere Herausforderung dar. Dies gilt umso mehr, wenn einem oder beiden Partnern dies nicht bewusst ist. In ihrem Buch “Polysecure” stellt die US-amerikanische Therapeutin Jessica Fern die unterschiedlichen Bindungstypen vor und beschreibt, welche besonderen Herausforderungen für sie in der Welt der offenen Beziehungen warten. Ohne zu viel zu verraten: Es lohnt sich, das eigene Bindungsverhalten zu reflektieren, darüber mit dem Partner oder der Partnerin zu sprechen, und nach passenden Schritten zu suchen, wie beide damit bewusst umgehebn können

    Quelle: Jessica Fern: Polysecure: Attachment, Trauma and Consensual Nonmonogamy. 2020, Thorntree Press.

Das Timing ist ein wesentliches Element dafür, ob Paarberatung funktioniert. Leider warten die meisten Paare viel zu lange, bevor sie sich Unterstützung bei der Lösung ihrer Beziehungsprobleme holen. Wenn es dann soweit ist, ist es nicht unüblich, dass ein Partner innerlich die Beziehung bereits aufgegeben hat und die Therapie dafür nutzt, es seinem Gegenüber mitzuteilen.

Laut dem Beziehungsexperten Dr. John Gottman sind es durchschnittlich sechs Jahre bevor Paare Hilfe in Anspruch nehmen. In anderen Worten bedeutet das, dass Paare sechs Jahre “Zeit haben”, um gegenseitige Ressentiments aufzubauen und für die Beziehung schädliche Dynamiken zu entwickeln bevor sie endlich mit der wichtigen Arbeit beginnen ihre Differenzen auf effektive Weise zu lösen. 

  • Eine neuere Studie aus dem Jahr  2021 zeichnet übrigens ein deutlich optimistischeres Bild. Laut Doherty et.al. sind es lediglich 2,5 Jahre, die ein paar bei Beziehungsproblemen wartet, bevor es Hilfe in Anspruch nimmt.

    Quelle: Doherty WJ, Harris SM, Hall EL, Hubbard AK. How long do people wait before seeking couples therapy? A research note. J Marital Fam Ther. 2021 Oct;47(4):882-890. doi: 10.1111/jmft.12479. Epub 2021 Jan 7. PMID: 33411353.

Der Frage, was eigentlich eine ungewöhnliche sexuelle Fantasie ausmacht, sind bereits 2014 Wissenschaftler*innen um Christian Joyal nachgegangen. In einer Studie mit über 1.500 Erwachsenen haben sie eine Liste von 55 unterschiedlichen Fantasien vorgelegt. Die Teilnehmenden baten sie, solche Phantasien anzukreuzen, die sie selber haben, und bei Bedarf noch eigene hinzuzufügen.  

Das Ergebnis der Untersuchung: Gerade einmal 5 sexuelle Fantasien sind “typisch”, das heißt sie werden von mehr als 84,1% der Befragten geteilt. Mit 30 Fantasien sind die meisten “gewöhnlich”, wurden also von mindestens 50% aller Teilnehmenden genannt. Und nur 2 sind “selten” und werden damit von weniger aus 2,3% der Bevölkerung geteilt. 

  • Die Studie zeigt, dass tatsächlich nur ein sehr kleiner Ausschnitt sexueller Fantasien bei sehr vielen oder fast allen Menschen vorkommt. Und, viel wichtiger: Es gibt eine immense Bandbreite an erotischen Spielarten, von denen sehr viele Menschen fantasieren. Die Sorge, dass die eigenen, vielleicht auch extravaganten Vorstellungen extrem selten sind und nur von sehr wenigen Menschen geteilt werden, lässt sich damit beruhigt beiseite legen.

    Quelle: Joyal et al. (2014): What Exactly Is an Unusual Sexual Fantasy? International Society for Sexual Medicine, DOI: 10.1111/jsm.12734

In einem groß angelegten Review hat die American Psychological Association starke Belege dafür gesammelt, dass die Beziehungsqualität zwischen Therapeut*innen und Klient*innen ein bedeutender Faktor für den Erfolg einer Therapie ist. Für andere Formen von Beratungen und Coachings dürfte dies ähnlich sein.

Als eindeutig hilfreich ergab das Review beispielsweise, gemeinsam das Ziel einer Beratung zu formulieren und gemeinschaftlich zu verfolgen. Eine empathische Grundhaltung der Coaches, klare und stärkende Botschaften sowie Offenheit für Feedback sind weitere Faktoren, die in Studien als besonders wichtig erkannt wurden und die wir bei Couple Care pflegen. Wir bauen wir auf eine stabile wie berührbare Beziehung mit unseren Klient*innen. Zusammen mit dem über viele Jahre erprobten und verfeinerten Konzept schaffen wir damit den Raum, in dem Paare sich neu finden und begegnen können.

Quelle: https://www.apa.org/monitor/2019/11/ce-corner-relationships#

Ein 2021 veröffentlichtes Meta-Review fasst die Erkenntnisse über neun Studien mit insgesamt über 2.000 Paaren zusammen. Bereits länger ist bekannt, dass Online-Programme ebenso wirksam sein können wie klassische Paarberatung vor Ort. Die vorliegende Meta-Studie bestätigt den positiven Effekt von Paarberatung über das Internet. Sie zeigt auf, dass sowohl die Zufriedenheit innerhalb der Beziehung als auch das individuelle Wohlbefinden steigern können.  

Bei Couple Care setzen wir auf einen Methodenmix aus individueller Begleitung mit persönlichen Coaches, die unseren Paare an die Seite gestellt bekommen, einem Online-Kurs, der zusätzliche Inhalte und Tools vermittelt, und Gruppen-Calls, in denen sich Paare unter erfahrener Anleitung miteinander austauschen können.

Quelle: Allison Megale, Emily Peterson, Myrna L. Friedlander: How Effective is Online Couple Relationship Education? A Systematic Meta-Content Review. Contemporary Family Therapy (2021). DOI: 10.1007/s10591-021-09585-7.