5 Schritte, wie du eine Affäre bewältigst
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Wir helfen euch dabei, eine Affäre zu bewältigen.
Eine Affäre ist nicht automatisch das Ende der Beziehung, sie auch zu einem Neuanfang führen. Wenn du es richtig angehst, dann wirst du die Affäre als ein Wendepunkt in deinem Leben wahrnehmen. Ein Wendepunkt, der dich erkennen lässt, was in deiner Beziehung bislang gefehlt hat und wie du dein Leben künftig neu ausrichten und gestaltet möchtest. Wenn du dich der Herausforderung stellst, den Schmerz zulässt und dich mutig auf die Entdeckung verborgener Wünsche und Anteile in dir selbst einlässt, dann wirst du mit Sicherheit an dieser Aufgabe wachsen. Und deine Beziehung hat alle Chancen auf ein wunderbares Comeback! Wenn du dafür bereit bist, dann gibt dir der folgende Prozess eine Anleitung zum Umgang mit einer Affäre.
Schritt 1: Die Wunde anschauen - fühlen
Zum Beginn des Prozesses ist eine Bestandsaufnahme notwendig. Zunächst mal müssen alle Beteiligten das Ausmaß des Schadens ernsthaft betrachten und verstehen. Es wird zu Beginn der Schmerz des Betrogenen im Mittelpunkt stehen. Es geht darum, die Gefühle und Verhaltensmuster, die der Schock im Betrogenen ausgelöst hat, zu benennen, zu erfassen, zu sortieren und dem Fühlen aller Gefühle Raum zu geben. Es ist hilfreich, wenn der Betrogene einen „Schadensbericht“ verfasst. Auch heftige Gefühle wie Wut, Verzweiflung, Groll und Vertrauensverlust durch die Affäre haben hier ihren Raum. Die Aufgabe desjenigen, der betrogen hat, ist es, zuzuhören, hinzuhören, Anteil zu nehmen mit der Haltung: „Ich sehe dich mit deinem Schmerz und deiner Verwundung und du darfst deine Gefühle mit mir teilen.“ Es ist wichtig, hier nicht in die Rechtfertigung zu gehen, sondern zu üben, die Gefühle des anderen auszuhalten und zu tragen. Es geht um Anerkennung dessen, was das eigene Verhalten beim anderen ausgelöst hat. Häufig haben die Menschen den Wunsch, der Schmerz möge schnell vorbei gehen und man solle einen Schlussstrich ziehen. Aber diese Hoffnung muss ich enttäuschen. Dieser Prozess braucht seine Zeit und lässt sich nicht durch Druck und Ungeduld beschleunigen.
Um die Heftigkeit der Schmerzen verstehen zu können, ist es hilfreich zu wissen, dass beim Erleben eines neuen Traumas Prozesse im Gehirn in Gang kommen, die an weit zurückliegende alte Verletzungen anknüpfen. Eine alte (möglicherweise uralte) Wunde wird wiederbelebt und die Schlussfolgerung des Gehirns ist in den meisten Fällen die, dass der Betroffene fühlt: Ich bin nicht liebenswert. Vielleicht fühle ich mich sogar existentiell bedroht. Deshalb ist der Selbstwert und die Identität eines Betrogenen häufig so stark angegriffen, weil neben der neuen Verletzung auch alte Verwundungen und negative Selbstbewertungen wieder spürbar sind. Es kommt zu einer Vermischung des neuen und des alten und damit zur Intensivierung des Schmerzes.
Schritt 2: Die Umstände ergründen - reflektieren
Wenn die Gefühle sich etwas sortiert und gesetzt haben, wird im Kopf Raum frei, um über die Situation als Ganzes nachzudenken. Es wird jetzt möglich, dass wir auch die Seite desjenigen betrachten können, der den Betrug begangen hat. Folgende Fragen sind dabei zentral: Wie war die Beziehung als Ganzes verfasst, als die Affäre anfing? Was waren die Umstände dafür, dass sich diese Geschichte ereignen konnte? Gab es Konflikte, die die Beziehung belastet haben? Gab es Bedürfnisse, die sich nicht befriedigen ließen? Warum musste derjenige, der betrogen hat, zu einer Lüge greifen? Welche Ängste und Befürchtungen haben zum Lügen geführt? Wie hat der Betrogene selbst womöglich dazu beigetragen, dass sich diese Geschichte so ereignet hat? Wurden Themen wie sexuelle Abenteuerlust, Einsamkeit in der Beziehung oder Eifersucht tabuisiert? Hat es zu wenig Gespräche über Bedürfnisse, Sehnsüchte und Wünsche gegeben? Diese Fragen sollen klären warum, sowie welche Umstände dazu geführt haben, dass der Partner oder die Partnerin¹ fremdgeht.
Schritt 3: Bedürfnisse befriedigen - handeln
Die in Schritt zwei angeregten Reflektionen bringen die Schwachstellen der Beziehung sehr deutlich zu Tage. Es wird sichtbar, welches die jeweiligen Knackpunkte sind, an denen es neue Verhaltensweisen für die Zukunft braucht. In der Regel geht es dabei darum, dass wir unsere Bedürfnisse schneller erkennen und besser kommunizieren. Wir sind in Beziehungen dann langfristig glücklich, wenn wir unseren Werten entsprechend leben und unsere Träume verwirklichen können. Für die Bedürfnisbefriedigung sind beide Partner*innen selbst verantwortlich. Ich muss also üben, meine Wünsche zu kommunizieren und dafür zu sorgen, dass ich bekomme, was ich ersehne. Und es gehört auch dazu, dass ich feststelle: Nicht alles, was ich ersehne, kann mir mein Partner erfüllen. Insofern geht es dann um das Gespräch und einen partnerschaftlichen Aushandlungsprozess, wie ich mir meine Sehnsüchte auch unabhängig von meinem Partner erfüllen kann. Dabei entsteht für beide Seiten ein neuer Freiraum für Handlung. Und Handlung ist die Grundlage von Liebe und Glück.
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Schritt 4: Verzeihen lernen - befreien
Wenn du nun deine Gefühle fühlen und benennen konntest, wenn du Verständnis erfahren hast, wenn du Anteilnahme gespürt hast und auch das aufrichtige Bedauern deines Gegenübers, wenn du dann über den Gesamtkontext reflektiert hast, wenn du siehst, welche verborgenen und unbewältigten Konflikte zum Entstehen der Affäre beigetragen haben, wenn du auch verstehst, dass du selbst durch bestimmte Verhaltensweisen zur Situation beigetragen hast, dann ist es schließlich an der Zeit, zu vergeben. Zu sagen: Wir sind Menschen. Wir machen Fehler. Wir lernen aus unseren Fehlern, denn sicher ist es nicht unser Wunsch, einander weh zu tun.
Verzeihen ist deshalb so wichtig, weil du im Akt des Verzeihens dir selbst die Erlaubnis gibst, den Ärger und den Groll loszulassen, so kannst du dir selbst die Möglichkeit geben auch nach einer Affäre wieder zu vertrauen. Solange du Ärger und Groll festhältst, solange wird dein Gehirn immer wieder die Schmerzen der Ursprungswunde in den Vordergrund schieben. Dein eigenes Festhalten am Vorwurf hält dich daher im Zustand der Verwundung gefangen. Wenn du spürst, dass dich etwas vom Verzeihen abhält, dann sind folgende Fragen zu stellen: Was befürchte ich, wenn ich den Groll loslasse? Wie schützt mich mein Groll? Was brauche ich, um den Groll loszulassen?
Wenn du soweit bist, dann sage zu deinem Partner: „Ich lasse meinen Ärger und meinen Groll auf dich los und wähle meine zarte Verwundbarkeit. Ich verspreche mir, dass ich selbst in Zukunft auf mich aufpasse. Ich verzeihe dir.“
Schritt 5: Die Beziehung neu aufstellen - wachsen
Nach dem Verzeihen betreten beide Partner*innen Neuland. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, um sich über neue Werte und Prinzipien zu verständigen, die in Zukunft die Beziehung tragen sollen. Es geht jetzt darum, die angemessenen Strukturen der Couple Care zu erarbeiten und festzulegen, um sicherzustellen, dass eine solche Verletzung des Vertrauens niemals mehr stattfinden wird, und um die Bedingungen für Glück und emotionale Reife optimal zu erschaffen.
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¹ Im Sinne der besseren Lesbarkeit wird die männliche oder weibliche Form gewählt. Fühl dich unabhängig davon bitte angesprochen, wo es dich betrifft.